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Theaterpädagogik mit den Allerkleinsten

Beispiel für eine nachhaltige Kooperation.

Nach einem sehr gelungenen ersten Theaterprojekt im letzten Jahr werden das Theaterwerk Albstedt und die Kindertagesstätten der Lebenshilfe in Achim Baden und Achim Bierden ihre Kooperation fortsetzen, die für beide Kooperationspartner gleichermaßen sinnstiftend und bereichernd war. 2012 haben zwei TheaterpädagogInnen mit den Gruppen der beiden Einrichtungen zu dem gemeinsamen Oberthema „Ich bin ich, ich und Du, das sind wir“ gearbeitet. Alle Gruppen haben sich individuell unterschiedlich diesem Thema angenähert. Vielfach wurden Bilderbücher als Ausgangsmaterial für die Erarbeitung eigener kleiner Stücke genutzt. Ergänzt wurde das Coaching in den Gruppen durch die Weiterbildung der Erzieherinnen.
2013 möchten wir an die positiven Erfahrungen dieser ersten Zusammenarbeit anknüpfen. Wir möchten mit den Kindern, von denen die meisten von ihren ersten Spielerfahrungen profitieren können, sowie mit den Erzieherinnen, zu denen ein enger und konstruktiver Arbeitskontakt entstanden ist, einen Schritt weiter gehen. Wir möchten den Inhalt des aktuellen Projektes weiterhin auf das Thema „Tolerantes Miteinander“  focussieren. Als Folie für das aktuelle Projekt wählen wir das Bilderbuch „Die Werkstatt der Schmetterlinge“ von Wolf Erlbruch und Gioconda Belli:
 „Vor langer Zeit gab es keine Schmetterlinge. Und viele andere Pflanzen und Tiere nicht, die alle noch darauf warteten, erschaffen zu werden. Das war die Arbeit der Gestalter Aller Dinge. Für sie gab es ein strenges Gesetz: Sie hatten die Tiere für das Tierreich zu erschaffen und für das Pflanzenreich die Pflanzen. An diese Regel mussten sich alle halten. Dies durften sie auf gar keinen Fall durcheinanderbringen.“
Der junge Rodolfo ist einer dieser Gestalter. Er trifft sich heimlich mit Kollegen, und sie träumen davon, was sie alles ausprobieren könnten, wenn es nicht diese starre Regel gäbe:
„Ein Baum, der wie ein Vogel singt… oder vielleicht ein Vogel, der Äpfel anstatt Eier legt… oder ein Wesen, das wie ein Vogel und gleichzeitig wie eine Blume ist.“
Schließlich erfindet Rodolfo den Schmetterling und beantragt eine eigene Werkstatt, nur für Schmetterlinge. Er verzaubert und überzeugt alle Zweifler mit seiner Erfindung.
In den inklusiven Einrichtungen der Lebenshilfe begegnen sich die Kinder täglich mit natürlicher Toleranz oder sind auf dem besten Wege, diese im Alltag miteinander zu üben. Die einzelnen Gruppen sind sehr heterogen, die Kinder so unterschiedlich und bunt, dass man eben manchmal nicht sagen könnte, ob sie Tier oder Pflanze sind. Hier treffen kleine und große Menschen aufeinander, die sich einlassen auf das Abenteuer, dass jeder Mensch besonders ist und jeder so sein darf, wie er oder sie eben ist. Es wäre schade, wenn diese Kinder, diese Schmetterlinge, nicht erfunden worden wären.
Sie hier in all ihren Eigenarten und Besonderheiten kennen zu lernen und mit ihnen und ihren Erzieherinnen gemeinsam ein Stück darüber zu erzählen, wie sie ihr Leben als überraschende Wesen erleben und wie sie ihre Umwelt gestalten möchten, das ist eine schöne Herausforderung für uns Theaterpädagoginnen.
Dass man auch Menschen eben nicht immer in Schubladen stecken kann und dass Wesen, die nicht kategorisierbar sind, ganz wundervoll sein können, das ist ein Anknüpfungspunkt an die Geschichte des Buches. Der zweite Bezug zur Lebenswelt der Kinder ist die Aussage, dass es sich lohnt, seine Träume nicht aufzugeben. Dass niemand das Recht hat, über den Traum eines anderen zu lachen. Dass es sich lohnt, für seine Wünsche und Ideen zu kämpfen und dass man seine Welt und die Gesellschaft mit gestalten kann.
Dazu braucht es Kreativität, soziale Kompetenz, Mut und Selbstbewusstsein. Theaterpädagogik ist daher das Mittel unserer Wahl für dieses Projekt, denn mit ihr als Transportmittel arbeiten wir persönlichkeitsstiftend und gruppendynamisch mit den Kindern und Erzieherinnen.